Qualifizierte Zuwanderung aus Spanien

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Seit dem Jahr 2010 findet eine Einwanderung aus Spanien statt, die sich in erheblicher Weise von der Einwanderung aus den frühen 60er Jahren des 20. Jahrhunderts unterscheidet. Durch die Öffnung der Europäischen Union und der damit verbundenen Arbeitnehmerfreizügigkeit, durch die konjunkturellen Unterschiede zwischen Spanien und Deutschland und durch die Bildungsorientierung unterscheidet sich die Zuwanderung seit dem Jahr 2010 deutlich von der Zuwanderung aus den frühen 60er Jahren. Die Triebfeder für die Zuwanderung ist die hohe Erwerbslosigkeit in Spanien bei gleichzeitig günstiger Arbeitsmarktsituation in Deutschland. 

Im Jahr 2014 erreicht die allgemeine Erwerbslosenquote in Spanien einen Wert von 27,3%, im Juli 2014 liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 53,9% und damit neben Griechenland auf einer Spitzenposition innerhalb der Europäischen Union. Neben der rein erwerbsmäßig orientierten Zuwanderung geht es den neuen Zuwanderern nicht nur um die Erwerbsarbeit. Es geht ihnen auch um Selbstverwirklichung und die Verbesserung ihrer Erwerbssituation. Ein Phänomen, das typisch für eine Zuwanderung aus der Mittelschicht sei, so die Studie von Marianne Kraußbach und Dr. Christian Pfeffer-Hoffmann. Hinzu kommt die veränderte Erwartungshaltung der Generation Y, die für spanische Einwanderer ebenso gilt wie für die gleiche Altersgruppe aus Deutschland.

Einwanderung aus der spanischen Mittelschicht

Auch wenn die Erwerbslosigkeit im Heimatland als Hauptmotiv für die Zuwanderung genannt wird, sind nur 42% aller Auswanderer in Spanien ohne Arbeit. 32% befinden sich vor dem Aufbruch in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung und mehr als 20% sind direkt nach Abschluss des Hochschulstudiums nach Deutschland ausgewandert. Sie suchen nicht nur Arbeit, sondern eine Verbesserung ihrer Lebens- und Erwerbssituation.

82% aller Einwanderer sind unter 35 Jahren und 20% sogar unter 25 Jahren. Die jungen Einwanderer haben ein wertorientiertes Verständnis von Arbeit und Freizeit. Es geht ihnen nicht um eine langfristige, sondern um eine mittelfristige Perspektive von bis zu fünf Jahren Aufenthalt. Allerdings verwerfen sie nicht die Möglichkeit, für längere Zeit zu bleiben, wenn sich die Erwartungshaltung mit den persönlichen und beruflichen Weiterentwicklungsmöglichkeiten deckt. 

Dieses Ergebnis überschneidet sich mit der Erwartungshaltung eines durchschnittlichen deutschen Erwerbstätigen unter 35 Jahren. Erwerbsbiographien ohne Arbeitsplatz- und Ortswechsel gehören der Vergangenheit an und damit auch langfristige Erwerbsplanungen. Entsprechend der veränderten Erwartungshaltung sind die Unternehmen gefragt über Faktoren wie Gehalt, Arbeitszeit und Arbeitsort hinaus attraktive Erwerbsbedingungen zu schaffen.

Qualifizierte Zuwanderung aus Spanien

Die Bundesrepublik Deutschland verzeichnet im Jahr 2013 insgesamt 459.160 Zuwanderer, von denen 22.360 aus Spanien kommen. Die spanischen Zuwanderer befinden sich innerhalb der großen Zuwanderungsgruppe aus den EU-Staaten. Im Jahr 2016 halten sich mehr als 62.000 spanische Staatsbürger in Deutschland auf.

49% der Einwanderer aus Spanien haben einen Bachelor, mehr als 20% einen Masterabschluss und 5% verfügen über eine Promotion. 13% haben als höchsten Bildungsabschluss eine abgeschlossene Berufsausbildung. 31% haben einen Hochschulabschluss im MINT-Bereich: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Ingenieurwesen. 10% aller Hochschulabschlüsse kommen aus dem Gesundheitsbereich.

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Erwerbssituation in Deutschland

Die Erwerbssituation spanischer Einwanderer staffelt sich gemäß ihrer Bildung. 20% ohne Bildungsabschluss finden ein sozialversicherungspflichtige Beschäftigung SVB. Mit Berufsabschluss finden 48% eine Beschäftigung und mit Hochschulabschluss finden nur 32% eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Deutschland. Insgesamt befinden sich im Jahr 2015 mehr als 56.000 spanische Staatsangehörige in SVB. Dagegen nur 7.649 Personen in geringfügiger Beschäftigung, die sich auf die Bereiche Gastronomie, Reinigung, Logistik, Verkauf und Bürotätigkeiten aufteilt. Ein insgesamt befriedigender Wert, so BA-Chef Frank Jürgen Weise, auch wenn im Bereich der hoch qualifizierten Nachholbedarf existiere.

Im September 2014 sind 6.413 spanische Einwanderer erwerbslos: die Quote beträgt 11,5% und liegt damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt aller Erwerbslosen. Ihre Zahl hat seit dem Jahr 2010 deutlich zugenommen. Die Bundesagentur für Arbeit verzeichnet einen Anstieg auf 45%. Eine Zahl, die vor dem Hintergrund des so genannten Fachkräftemangels im Gesundheitswesen, in der Gastronomie und im Handwerk auffällig ist. Bei Betrachtung der dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden hoch qualifizierten Fachkräfte aus Spanien wird das Potenzial noch nicht ausgeschöpft, was auch der Tatsache geschuldet ist, dass sich viele in Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, vor allem aber in berufsvorbereitenden Deutschkursen befinden.

Die Beschäftigungsquote von gut bis hoch Qualifizierten steigt mit der Aufenthaltsdauer und der Sprachkompetenz auf Deutsch. Jedoch mahnt hier die Bundesagentur für Arbeit ein höhere Flexibilität bei deutschen Firmen an. Man könne sich nicht über den Fachkräftemangel beklagen, aber Fachkräfte mit Hochschulabschluss nicht einstellen wollen, so BA-Chef Frank Jürgen Weise.

14% aller Spanier in Deutschland arbeiten in der Informatik und über 10% im Gesundheitswesen. Zu nennen sind hier Ärzte und Pflegekräfte, die über ein abgeschlossenes Hochschulstudium verfügen. Mit weiteren 10% arbeiten die Einwanderer in technischen oder naturwissenschaftlichen Berufen. Ingesamt arbeiten mehr als 25% aller Einwanderer aus Spanien im MINT-Bereich.

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